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13. Mai 2022

Testbericht Infiray Zoom ZH38/ZH50

Testbericht Infiray Zoom ZH38/ZH50

Testbericht Infiray Zoom ZH38/ZH50

Und es hat zooooom gemacht …

Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert.

Wenn dem so ist, haben Sie entweder gerade das legendäre Lied von Klaus Lage gehört oder waren mit der Wärmebildkamera Infiray Zoom ZH38/ZH50 draußen. Diese Geräte haben nämlich erstens eine echte Zoomoptik und zweitens keinen Shutter mehr. Es macht also zoom, aber nicht klick. Und das ist gut so, denn das Klicken des Shutters beim Kalibrieren kann nicht nur nervig sein, sondern auch das Wild vergrämen. Das neue Zoom ZH38/ZH50 könnten Sie der Sau an der Kirrung also direkt neben den Teller halten und sie würde sich nicht stören. Aber der Reihe nach…

Die Spannung war so groß wie die Erwartungen, als das Paket mit der laut Hersteller „ersten und einzigen Wärmebildkamera mit echtem optischen Zoom“ ankam. Eine Wärmebildkamera mit verstellbarer Brennweite also. Einen digitalen Zoom haben viele Wärmebildbeobachtungsgeräte (das ZH38/ZH50 zusätzlich auch noch). Dabei wird das vergrößerte Bild lediglich aus dem vorhandenen hochgerechnet, was erkennbar zu Lasten der Bildqualität geht. Es geht eben nichts über echte Bildpunkte. Und davon hat das ZH38/ZH50 reichlich: 327.680 Pixel hat der Vox-Sensor (640 x 512). Das ist ein vergleichsweise sehr hoher Wert. Und der Monitor löst mit 1440 x 1080 Bildpunkten nominell überragende 1.555.200 Pixel auf. Nach der Papierform ist das ZH38/ZH50 damit ganz, ganz weit vorne. Ob die beiden Geräte diese PS auf die Straße bringen, klären wir später.

Erstmal auspacken… Die Box ist super schick. Nachdem der Klappdeckel geöffnet ist, fällt der neugierige Blick auf einen noch schickeren Transportkoffer. Der wirkt nicht nur robust, sondern ist es auch. Wow, das macht an! Im Koffer liegt das ZH38/ZH50 in einer Formschale, daneben der Ersatzakku. Ja, diese WBKs kommen ab Werk mit Wechselakku. Das bietet nicht nur 2x bis zu 10 Stunden Betriebsdauer, sondern auch den Vorteil, dass ein defekter Akku nicht gleichzeitig das Todesurteil für das gesamte Gerät bedeutet. Irgendwann ist jede Garantiezeit vorüber, dann möchte man seine teure Investition bestmöglich geschützt wissen. Der Wechselakku ist da ein Riesenschritt in die richtige Richtung. Im Deckelfach, hinter feinem Netzgewebe mit Reißverschluss, finden Ladekabel, Adapter etc. ihren Platz – feine Idee. Außerdem hat das Gerät – wie leider sehr wenige am Markt – einen ordentlichen Objektivdeckel. Dieser schützt das Objektiv zuverlässig und geht nicht ständig von alleine auf wie die vielen Gummi-Abdeckungen. In zwei schwarzen Kartons finden sich dann das Ladegerät bzw. das Adapterset für alle Steckdosen dieser Welt. Die wenigsten werden davon jemals mehr als einen Adapter benutzen, also den Eurostecker oder vielleicht noch den US-Plug. Wer allerdings nach Afrika auf die Jagd gehen will, wird die Adapter brauchen. Alleine Südafrika hat vier verschiedene Steckdosentypen. Namibia und Tansania jeweils zwei. Also dann: Heia Safari.

Infiray Zoom in Verpackung

Sehr hochwertig verpackt – inkl. Transporttasche mit Zubehörfächern

 

Die beiliegende Bedienungsanleitung ist überschaubar, deshalb als erstes das umfangreiche Manual downloaden. Das hat 28 Seiten in Englisch, wobei man für dessen verstehen keinen Oxford-Sprachkurs braucht. Aber zum Glück gibt es bei Active Hunting auf der Homepage auch eine deutsche Übersetzung 😉

Auf den ersten Blick verwirrend kann die Seite mit den Erläuterungen zu den Funktionen der Bedienknöpfe wirken. Keine Sorge – Lesen und Üben am Gerät führen schnell zur Beherrschung der Grundfunktionen. Es gibt insgesamt sehr viele Funktionen, die man nutzen kann oder nicht. Die stadiametrische Entfernungsmessung war und ist mir bei jedem Gerät zu umständlich, zu langsam und zu ungenau. Das geht mit Entfernungsmessern viel schneller und genauer. Der „Ultraclear Mode“ hat keine für mich erkennbare Verbesserung gezeigt. Ok, da spielen die eigenen Augen mit hinein, das mag ein anderer anders sehen. So dürfte es sich auch mit der Bild-in-Bild-Funktion (im Manual PIP für „picture in picture“) verhalten. Nicht wenige wollen sie, aber mir hat sie nichts gebracht. Der Grund dafür liegt allerdings nicht in der Funktion als solche, sondern weil die Bildqualität dann nicht mehr gut ist. Der vergrößerte Bildausschnitt wird mit dem digitalen Zoom hochgerechnet. Immer der doppelte Wert des aktuellen Zoomwerts bis max. 8-fach. Das ist dann leider Klecksmalerei, weil es schlicht an Konturschärfe fehlt.

 

Bild mit dem Zoom ZH38/ZH50Hier ist die Bild-in-Bild-Funktion (PIP) im oberen Bildausschnitt zu sehen

 

Wie kann das sein, wo beispielsweise das ZH38 doch einen mechanischen Zoom zwischen 19 und 38 mm hat? Bei 38 mm müsste das Bild selbst auf weitere Entfernungen noch knackig und detailreich sein. Die nackten technischen Daten sind eben nicht allein selig machend. Die Auflösungen von Sensor und Monitor müssten in jedem mechanischen Zoombereich absolut herausragende Bilder erzeugen. Das ist leider nicht so. Da scheint zwischen Sensor und Monitor einiges an Potenzial auf der Strecke zu bleiben. Die Bildverarbeitungssoftware dürfte der Grund dafür sein. Da sollte Infiray unbedingt nachbessern, damit das volle Potenzial dieser innovativen Wärmebildkamera in noch detailreichere Bilder umgesetzt werden kann. Mit der aktuellen Software erreicht die ZH38/ZH50 nicht das erwartete Niveau. Zwar kann man auf gute 400 m Rehe und Hasen und Füchse unterscheiden, deutlich darüber hinaus jedoch nicht mehr. Auf Distanzen bis 150 m ist das Bild detailreich, im Nahbereich (siehe Bild unten) bis 50 m brillant. So weit, so gut.

Bild Zoom ZH38 19mmBild mit 19mm Brennweite: im Nahbereich top – im Hintergrund der Traktor auf ca. 400m ist leider nur schwer als solcher identifizierbar.

 

Bild Zoom ZH38 38mm Bild mit 38mm Brennweite: gleicher Bildausschnitt wie oben – aber jetzt optisch herangezoomt

Ein paar Worte noch zur Handhabung. Das ZH38/ZH50 ist etwas größer und schwerer als vergleichbare Geräte, was erkennbar dem Wechselakku geschuldet ist. Angesichts dieses großen Vorteils fällt es aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht ins Gewicht. Der Akku ist einfach zu wechseln und sitzt sicher – verriegelt durch einen Drehverschluss – in seiner Aufnahme. Die Menüführung ist bei jedem Hersteller etwas anders – daran gewöhnt man sich schnell. Wie bei bisher allen Wärmebildkameras verweigerte auch die App zur ZH38/ZH50 kategorisch die Zusammenarbeit mit Apple iOS. Da bekommt man dann die gezeigten, lustig-holprig formulierten Fehlermeldungen. Meine Favoriten sind „Werde fehlgeschlagen“ und die Wahl zwischen Nein und „Jawohl“ – Preußens Gloria aus China. Dann eben ohne Wi-Fi. Auch am Mac wollte die Infiray ZH38/ZH50 nicht mitspielen. Die Bildübertragung funktioniert nur mit Android oder Windows. Da ich gegen diese Techniken so allergisch bin wie gegen amerikanischen Sumach, ist die ZH38/Zh50 damit für mich keine Option. Gruß an den Hersteller: Es gibt auch Nutzer, die keinen PC haben.

Dann gibt es noch zwei Funktionen, die mehr irritieren als nutzen. Der Neigungssensor zeigt, ob die Kamera horizontal bzw. vertikal ausbalanciert ist. Ja, prima, nur … wozu? Wo ist der Nutzen für den Anwender? Dann der Kompass, der eigentlich eine nützliche Einrichtung wäre, wenn er nicht permanent wie ein Zaunkönig hin und her hüpfen würde – das nervt kolossal! Das Kalibrieren des Kompasses macht einen dann endgültig zum Affen. Drehen und schwenken um drei Achsen. Probieren sie es aus, aber bitte ohne Zeugen. Es wurden schon Leute für weniger Zuckungen stationär eingeliefert – vor allem ändert es nichts!? Der Kompass flattert am oberen Bildrand herum, ohne jemals eine verlässliche Himmelsrichtung anzugeben. Das war leider nichts…

Ein Fazit muss her – ein Fazit, das gerecht ist. Wenn alles perfekt wäre, dann wäre die ZH38/ZH50 ohne Frage die einsame Referenz. Das Zoom ZH38/ZH50 setzt ohne Zweifel technische Maßstäbe, ist innovativ, sehr hochwertig verarbeitet und kommt mit umfangreichem, sinnvollem Zubehör. 100 Punkte dafür. Der fehlende Shutter, also das völlig geräuschlose Kalibrieren, bringen die beiden Wärmebildgeräte für mich ganz weit nach vorne. Gerade beim Ansitz nah an einer Kirrung oder wenn es auf den Fuchs geht – ganz fettes Plus. Oder wie Stefan Raab so schön sagte: Respekt und sportliche Anerkennung – extra – Gold – plus! Die Bildqualität bleibt leider etwas unter den technischen Möglichkeiten, ist aber immer noch sehr gut. Da können andere in dieser Preisklasse mehr, aber die hört man zum Teil deutlicher als manchen Schalldämpferschuss. Wer das Bild in Bild möchte – und das sind nicht wenige – wird an der ZH38/Zh50 seine helle Freude haben. Mein Tipp: Probieren Sie die ZH38/ZH50 selber aus. Sie werden sie für viele ihrer Features lieben. Nur wenn Sie die ultimative Bildqualität wollen, sind andere Geräte im Vorteil.

 

Vielen Dank an Steffen für diesen wirklich sehr erfrischenden und gelungenen Erfahrungsbericht mit einem Fazit, welches wir nicht hätten besser ausdrücken können!

 

 

 

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